war schön

Ein Bericht von der letzten Verbandstagung.

Mit munterem Kapellenspiel wird die diesjährige Tagung eröffnet. Vorneweg die lustigen Piccoloflöten mit ihrem „immer weiter, immer heiter“, dann die rheinländischen Trommler und Pfeiffer mit ihrem Evergreen „Et hätt no emmer jotjejange“, gefolgt vom bestätigenden „Drum, Drum!!“ der Baßtrommeln. Es folgt der sieger(!)ländische Jungmädchenchor mit dem reizenden „Schön ist es auf der Welt zu sein“ bevor der prächtige Schellenbaum das Erscheinen des Präsidenten und seines zahlreichen Gefolges ankündigt. Warme Herzlichkeit und vertrautes Grüßen in die Menge liegen wie Weihrauch über diesem Hochamt der Jahresversammlung. 

Während die fröhlichen Musikanten ihren letzten verdienten Applaus mit aus der Halle nehmen, werden ganz vorne auf dem Podium die Plätze des Rates eingenommen. Das Präsidium sammelt sich ehrfurchtsvoll um seinen Präsidenten, der nun ernst und gravitätisch das Gefolge vor ihm mustert, die Stirn gedankenschwer umwölkt. Es wird still im Saal. Minutenlang, die Spannung steigt ins Unermeßliche. 

Auftritt des Vorsitzenden „Meine sehr geehrten …“ Da sind sie endlich, die erwarteten ersten, einleitenden Worte. „…freue ich mich ganz besonders … und auch daß … und muß leider mitteilen, daß … heute leider verhindert ist, aber uns allen seine allerbesten Grüße und Wünsche ausdrückt verbunden mit der Erwartung, daß diese unsere Tagung uns alle …“ das tut gut, das ist vertraut, Heimat, Verbundensein, Zuversicht, Hoffnung. Alles wird gut. 

„Wie Sie alle wissen…“ so wird aus alter Tradition der Teil eingeleitet, von dem man nicht weiß, was darin vorkommt, „… gibt es, und das will ich ihnen, meine sehr verehrten … gar nicht vorenthalten, denn schließlich, und wem, wenn nicht ihnen, sehr verehrte … sage ich das, müssen wir, nicht erst jetzt, sie kennen das ja aus ihren jeweiligen Bereichen am allerbesten, zusammenstehen und uns den neuen Herausforderungen, die auch in diesem, wie in den zurückliegenden und auch natürlich in den vor uns liegenden Jahren, mit Einsatzfreude und Elan, aber auch mit Zuversicht und ohne die Verzagtheit, die hier und da, sie wissen wovon ich rede, meine sehr verehrten … , ganz zu Unrecht herbeigeredet und -geschrieben – nicht nur von Unverständigen, was es nicht wahrer macht – wird, stellen, jawohl und dabei zähle ich, wie immer, und nicht allein, ganz auf sie persönlich …“ legt sich der satte Bariton des Präsiden wattig über die nun etwas betäubt wirkende Schar. In seinem Schatten berät insgeheim der Rat der Weisen über die aktuelle Lage. „Ich glaube, einen nehmen wir noch“ wird der eifrig herumwuselnde Kellner mit einer neuen Lage beauftragt, gilt es doch, die Abendveranstaltung im kleinen Führungskreis angemessen vorzubereiten, denn das Fußvolk wird ja nicht ewig bleiben wollen. Überhaupt, wenn man das mal ohne … Gedanken, die hier nicht weiterhelfen. 

„Bevor ich sie nun…“ der Präsident hat sich nach seinem erhellenden Vortrag den dankbaren Applaus seines Publikums verdient und bewegt sich auf eine nicht minder erhebende Schlussformel zu, „möchte ich nicht versäumen, sie und auch die, die ihnen und uns, und ganz besonders …“ er wirkt noch recht frisch und mäandert durch die Grüße und Wünsche, Erwartungen, Hoffnungen und Ziele. „und danke ich ihnen für die mir erwiesene Aufmerksamkeit“. Abtritt des Vortragenden, Klatschmarsch, Applaus im Stehen, die begeisterte Menge läßt sich hin- und mitreißen. Und wie spontan steht da plötzlich ein Gospelchor und stimmt ein „Oh happy day“ an. Der Saal kocht. Man ist erhitzt. Manches Deodorant ist den Belastungen nicht gewachsen. Man ist hochgestimmt, neue Ziele – am besten erst mal an die frische Luft. Kann ja nicht schaden. Dort, vor der Tür, fühlt man sich gleich ganz anders, wie vor der Tür. Worum ging es denn gleich? Um irgendwas mit Aufbruch meint einer. Ja stimmt, fällt man ein, ich hab ja noch einen weiten Weg… Bis zum nächsten Mal. War schön