Dann wird man auf seinen Weg gebracht. In ein lockeres Flügelhemdchen gekleidet, aller störenden Gegenstände beraubt. Man darf still liegen und wird wortlos durch Flure geschoben. An der Rezeption vorbei zum Aufzug, in diesem Fall ein Abzug. Stummes Verharren im Käfig, der abwärts fährt. Wieder heraus, durch andere Flure, an einer anderen Rezeption vorbei, einige Wendungen nach links und rechts. Abstellplatz vor dem eigentlichen Funktionsraum. Es sind Vorhänge da, die werden aber nicht gebraucht. Man wartet ein bißchen, der Fahrer hat sich mit einem Nicken verabschiedet. Ein neues Gesicht erscheint. Ob alles in Ordnung sei? Klar, deshalb ist man ja hier. Es geht nun in den großen Eingriffsraum. Vom Bett auf die harte Liege, auf den Rücken bitte, etwas höher. Ein paar Menschen arbeiten in ihren jeweiligen Ecken, man weiß nicht was und wozu. Riesige Monitore von der Decke, 2 besonders riesige, 4 größer als der Fernseher zu Hause. Es flimmert in rot-gelben Farben, Signale laufen durch. Man wird nun nackig gemacht. Verschiedene Körperteile sind schon rasiert, nun wird zügig das Hemdchen hoch-, weg- und ganz beiseite geschoben. Es ist kalt, wenn man starr und nackt auf dem Rücken liegt, in die Lichter schaut und nichts versteht. Ein Arm wird befestigt, der andere aus dem Weg gelegt. Die Beine leicht gespreizt, ein Kissen unter die Knie. Verschiedene reiben, kleben und zupfen wortlos an einem herum. Der Eingreifer erscheint im Blickfeld, freundlich, optimistisch, gleich geht es los. Man spürt zwei scharfe, spitze, kleine Einstiche am Handgelenk und in der Leiste. Kann man das Schmerzen nennen?
Man schaut in die Lichter und bemerkt, daß auf- und weggeräumt wird, man selbst ist auch schnell dabei. Wie ist man in das Bett gekommen? Ein Fahrer holt wortlos das Bett, es geht durch Flure, an Rezeptionen vorbei, in den Aufzug. Den Weg aus dem Aufzug kennt man jetzt schon. Links auf Station, Abgabe der Papiere am Tresen, dritte Tür links. Alles Gute. Das war der Ausflug heute. Alles so, wie es soll. Jetzt etwas schlafen.
Es muss noch einmal gemacht werden, knapp drei Jahre später. Die Umgebung scheint verändert. Alles wirkt fremd, ungewohnt, etwas gealtert, schäbiger, kleiner. Mit dem Transport werde ich gleich im Behandlungsraum abgestellt und punktiert, dann bekomme ich den Beißschutz für die Endoskopie in den Mund und bin weg. Das Herzecho bekomme ich nicht mit. Den Eingriff erst recht nicht. Das Erwachen ist mühsam, quälend, in Etappen. Es dauert lange, bis ich im Krankenzimmer wieder bei mir bin.Der Eingriff hat viel länger, ein paar Stunden, gedauert und war komplizierter, als angenommen. Das Herz schlägt ruhig und gleichmässig. Genau vier Wochen lang. Dann ist alles beim Alten. Das senkt die Stimmung.