Ein junges Päarchen mit Säugling in der mitgebrachten Wiege stellt sich am Wochenende in der Notdienstpraxis vor. Vor einem Jahr sei beim Mann ein Knoten am Unterschenkel behandelt worden, er habe Stützstrümpfe tragen und Heparinsalbe anwenden sollen. Dies habe er in den letzten Monaten jedoch nicht getan. In den letzten Monaten sei ihm ab und zu einmal „schwindelig“ gewesen, er habe auch einmal „Herzstiche“ verspürt. Und am Bein habe auch mal etwas weh getan. Ich überlege mir, was dieser Mensch nun an einem Samstag Nachmittag in einer Notdienstpraxis sucht. Aktuelle Beschwerden bestehen nicht, er habe nur die Befürchtung, ein „Knoten“ im Unterschenkel (der sich freilich erst noch bilden müßte) könne seinen Weg ins Gehirn finden – da mache ich mir wenig Hoffnung, es wäre wohl eine Reise ins Leere – behalte meine Erkenntnis jedoch für mich. Ich verweise den jungen Mann an seinen Hausarzt, dort könne bei Bedarf einmal der aktuelle Status ermittelt und neu geraten werden. Pampig wirft die Begleitung ein, wenn ihr Gefährte dann „einmal da liege“, dann wisse sie, dass sie ihn „hierher“ nicht zu bringen brauche, hier bekomme er ja keine Hilfe.
In einem solchen Fall schon, korrigiere ich sie, nur fehle es aktuell erfreulicher Weise am Darniederliegen. Und fürs Hoffen und Wünschen, fürs Befürchten und Ausmalen widriger Lebensumstände gebe es auf Wunsch geeignetere Ort.
Noch lange sitzen die zwei vor der Nothilfeeinrichtung auf einer Bank, den Säugling am Boden vor sich, die Zigaretten in der Hand. Sicher geht es um gesundheitliche Besorgnisse – und wie wenig man doch geholfen wird.