Karnevalsfrühstück im Amt

Im Rheinland gibt es aus alter Tradition Tage, an denen ist alles möglich. Scheinbar Unvereinbares findet zueinander, Fremde werden zu Freunden. Wenn auch vielleicht zeitlich begrenzt und nur so lange, wie das Geld für weitere Getränke reicht. 

So verwundert es nicht, dass auch auf Amtsebene erstaunliche Dinge sich an einem der Feiertage anbahnten, es wurde ein gemeinsames, ausgelassenes Karnevalsfrühstück der zwei auf einem gemeinsamen Flur beherbergten Referate vereinbart, eine wirkliche Premiere nach Jahren der täglichen Begegnung auf diesem Dienstweg.

Geeignete und geneigte Damen übernahmen den Einkauf der erforderlichen Nahrungsmittel, zu gegebener Stunde konnte das Bewirtungsensemble aufgebaut werden: Am hinteren Ende des Flures die bewährte Biertischgarnitur des dortigen Referates, vorne anschließend Tische und Stühle der benachbarten Abteilung. Tischbesatz mit allem Notwendigen, schließlich auf Ansage Einrücken und Platz nehmen: Zunächst der hintere Teil – von dem dazugehörigen Referat – , dann anschließend der vordere vom anderen. 

Die Bekleidung dem Anlass angemessen. Also ein Teil im dienstlich gestellten Tagesanzug des jeweiligen Referates, changierend zwischen Tarnfleck und Dienstanzug, Grundform, wie das hier heißt. Einige in Zivil, dem Anlass angemessen, einige in karnevalistischer Ausstaffierung. Geordneter Beginn der Veranstaltung, Zugriffigkeit auf Brötchen, Mett und Zwiebeln. Beginn einer Nahrungseinnahme. Gelegentliche Zwischenbemerkungen: „Wo ist das Salz“? „Kann ich die Zwiebeln haben“? Ansonsten überwiegend Stille. Keine Musik. Nach einiger Zeit Sättigung und Entschluss die Tafel aufzuheben. Beginnend mit dem hinteren Referat, welches seinen Anteil ordentlich aufräumte und wo nötig entsorgte, in eine der bunten Tonnen. Stiller Rückzug in die zugehörigen Amtsstuben. Wie auf Kommando, jedoch spontan, daraufhin Emporwachsen des anderen Referates, Wiederholung der Entsorgung nach Vorbild der Vorgänger, Rückzug in die eigenen Stuben. Klatschmarsch – nein, doch nicht.

Alaaf. Das ist einfach rheinische Herzlichkeit, das ist Frohsinn, das ist Spass. Welch Lebensglück für einen Amtsdiener, hier eingesetzt sein zu dürfen. Gänsehaut. Werden andere nie verstehen und erleben können. (ck 2015)