Unvermittelt ist der Personalausweis abgelaufen, wie konnte das passieren. Eine Verlängerung, vielleicht gar eine Neuausstellung muss her, schließlich sieht man mit 88 Jahren nicht mehr so aus wie früher. Der Sohn bietet Hilfe an und weist darauf hin, dass man sich übers Internet einen Termin holen kann.
Beides kommt für die alte Dame nicht in Frage, denn erstens könne sie noch gut auf sich selbst aufpassen und ein Internet brauche sie dafür nicht.
Sie wird also persönlich beim zuständigen Bezirksamt vorstellig. Beziehungsweise, sie versucht es, denn es scheint – zu den Öffnungszeiten – geschlossen zu sein. Publikumsverkehr gibt es keinen. So schnell gibt man hier aber nicht auf! Die Frau beginnt sich bemerkbar zu machen, bei einem jüngeren Menschen hätte man das mit „randalieren“ bezeichnet. Und tatsächlich taucht aus den Tiefen des Raumes einer der wertvollen Amtskörper auf und fragt nicht unfreundlich nach dem Begehr. Sie wolle ihren Personalausweis verlängern lassen. Ob sie denn einen Termin habe. Bedauerlicher Weise nein. Dann müsse sie einen vereinbaren, das ginge ja ganz leicht übers Internet. Sie habe aber keins und wolle das jetzt und gleich regeln. Nach einigem Hin und Her wird die Dame in die Räumlichkeiten des Amtes gebeten, weitere Kundschaft ist nicht in Sicht. Man bietet einen Platz an und ist weiter freundlich. Da freut man sich doch als gut verstandener Bürger dieser Gemeinde. Man schreitet zur Erledigung des Anliegens. In schon acht Wochen könne man einen Termin zur Passverlängerung anbieten …