Heute wieder einmal ein Thema mitten aus der täglichen Praxis. Bei der Versorgung von Soldaten durch den Truppenarzt ist das Thema schnell ausgereizt. Auf dem Dienstplan steht sicher „Laufsport“. So kann man junge Dienstleistende rasch einer Orientierung zuführen und zufrieden entlassen: „Ja, Sie haben Kreislauf, stimmt, denn auf dem Dienstplan steht ja Laufsport, und da laufen Sie typischerweise auf der Bahn im Kreis, Kreislauf also. Von daher nichts Schlimmes, wegtreten, bzw. weglaufen, ha,ha“.
Außerhalb dieses speziellen Milieus, also bei den Ungedienten, stellen sich ganz andere Fragen. „Ich hab Kreislauf“, das hört sich an wie „ich hab Hunger“ oder „ich hab Urlaub“. Was ist wohl gemeint? Will mich mein Gegenüber etwa darauf hinweisen, dass sich in seinem Haushalt Gegenstände und Wesen befinden, die im Kreis laufen? Uhren, Schallplatten, Hunde? Nach kurzer innerer Prüfung stelle ich fest: Hier bin ich nicht zuständig. ICH hab Kreislauf , beklagen vorstellig Werdende – wobei der Sport als Ursache jedoch überwiegend ausfällt. Wird zur Förderung des Nachdenkens im Kreis gelaufen? Unwahrscheinlich. Mein Gegenüber sieht nicht nach „nachdenklich“ aus, eher bedenklich. Macht innere Unruhe, gar eine schlaflose Nacht den eigentlich Ruhebedürftigen zum Kreisläufer? [Gedanklich schweife ich hier gerne ab und denke an diese schöne Position beim Handball, damals, ja, ja … da gab es doch den sagenhaften Kreisläufer beim WTV, den sie im Ligaspiel dermaßen umgehauen haben, der hatte dann sofort keinen Kreislauf mehr, aber lange einen schönen Gips …]. Nun ja, sweet memories, aber kaum das Richtige an dieser Stelle der fachlichen Einordnung eines Patientenproblems.
Weiteres intensives Bedenken fördert den Gedanken zutage, es könnte der Blutkreislauf gemeint sein. Das ist doch schön, wenn jemand unter diesem Gesichtspunkt „Kreislauf“ hat. Denn mit ohne, das wäre doch kein Leben! Wo käme man hin ohne „Kreislauf“. Rasch in die Kiste, und dann aber Schluss mit dem Belästigen von Mitmenschen. Schluss, Aus, Ende, Stillstand … apropos: wo war ich stehengeblieben?
„Ja das ist ja schön, dass Sie Kreislauf haben, lassen Sie uns mal überlegen, was wir dagegen tun können“.